Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen!"
Das dem heiligen Augustinus zugeschriebene Zitat passt richtig gut zum heutigen Programm im Caritas Wohn- und Pflegezentrum St. Gotthard in Hengersberg: Sr. Bernadette Gottschalk bringt mit Tänzen im Sitzen Schwung und Abwechslung in den Alltag der Bewohner.
Die Ordensfrau hat im Bistum Passau ein Alleinstellungsmerkmal: Sr. Bernadette ist inzwischen die einzige Ursuline in der Diözese. Als die Ordensfrauen im Jahr 2013 ihr Kloster schweren Herzens aufgeben mussten, waren sie noch zu viert. Sr. Bernadette lebt als inzwischen einzige Ursuline im Wohn- und Pflegezentrum St. Gotthard in Hengersberg. Die 81-jährige Ordensfrau bewohnt ein Appartement im Heim und hat sich gut in ihr Leben außerhalb der Klostermauern hineingefunden: " So gibt es eben Schwestern, die alleine leben und auch apostolisch wirken. Mir geht`s gut. Ich bin mobil und werde noch gebraucht!" eine kleine Gemeinschaft von Mitschwestern, die ein Behindertenheim betreut, hat die Ordensfrau noch in Neustadt/Dosse (bei Berlin).
Am heutigen Dienstagnachmittag kommt Sr. Bernadette mit ihrem CD-Spieler und Musikinstrumenten in den Aufenthaltsbereich des Heims. Hier warten schon 25 Heimbewohner auf die Kursleiterin. Die Teilnehmer sitzen im Kreis, sind meist nicht mehr mobil. Sie sind aber bei der "Bewegung im Sitzen mit Musik" eifrig bei der Sache, wenn Sr. Bernadette mit Charme und Temperament loslegt: Heute brauche wir unsere Arme und unsere Füße", erklärt die gelernte Werklehrerin und startet das Musik-Stück "Mittagsgruß". Die Ordensfrau macht es in der Mitte vor, dreht sich, bewegt rhythmisch Füße und Arme - und die Heimbewohner machen es im Sitzen nach, soweit sie können. Danach bekommen die Senioren Instrumente wie Triangeln, Schellen, Klanghölzer und Zimbeln und musizieren im Takt. Beim flotten Lied "Das Kamel tanzt Cha-Cha-Cha" werden noch einmal mit Schwung Füße und Arme in Bewegung gesetzt. Später beim Gespräch in ihrem Appartement im Heim St. Gotthard, erklärt Sr. Bernadette über die Spiritualität der heiligen Angela, der Gründerin der Gemeinschaft der heiligen Ursula: "Wichtig ist für uns die Weitergabe dieser Spiritualität an Menschen in unterschiedlichsten Lebenssituationen!" Die Ordensgründerin habe den Ursulinen mit auf den Weg gegeben: "Wenn es sich gemäß den Zeiten und Bedürfnissen ergeben sollte, etwas neu zu ordnen oder etwas anders zu machen, tut es klug und nach bester Beratung!" Das Dasein für Menschen sei für die heilige Angela - wie das Gebet - ein unverzichtbarer Teil des Lebens gewesen. Und so hält es Sr. Bernadette bis heute, auch wenn sie nicht mehr innerhalb einer Klostergemeinschaft mit Schwestern zusammenlebt: "Ich habe meine Gebete zu verrichten, aber wenn jemand an meine klopft, dann bin ich für den da!" An Aufgaben hat es Sr. Bernadette noch nie gemangelt.
So war sie 22 Jahre als Werkleiterin in der Abt-Joscio-Schule in Niederalteich im Einsatz. Neben den Kursen, die sie jetzt für ihre Mitbewohner gibt, besucht sie Menschen im Haus, um zum Geburtstag zu gratulieren oder die "Neuen" zu begrüßen. Auch außerhalb des heims macht sie Besuche. Und selbstverständlich ist ihr die Liturgie im Heim wichtig: Die Ordensfrau bereitet Maiandachten, Kreuzwegandachten und Rosenkranz-Gebete. Zudem engagiert sie sich im Heim-Beirat als Vertreterin der Bewohner. Hermann Mayer, Geschäftsführer des Wohn- und Pflegezentrums St. Gotthard, freut sich über den Einsatz von Sr. Bernadette: "Sie ist eine äußerst aktive Ordensschwester, die sich im Haus sehr engagiert einbringt!"Und sie selber sagt, das ihr eigener Wunsch für die Zukunft sei "Das der liebe Gott mir noch Kraft gibt, im Wohn -und Pflegeheim zu wirken zur Ehre Gottes. Ja, das ist mein Wunsch!"